Kamille (Matricaria chamomilla) –
Das goldene Multitalent für Magen und Darm

Herzlich willkommen zu diesem Beitrag über die Echte Kamille (Matricaria chamomilla). Sie gehört zu den Korbblütlern und zählt zu den weltweit beliebtesten Heilpflanzen [1]. Schon im alten Ägypten und in der Antike wurde Kamille als Allround-Heilkraut geschätzt. Bis heute trinken Menschen rund um den Globus täglich unzählige Tassen Kamillentee [1]. Im folgenden Artikel erfahren Sie, weshalb Kamille insbesondere für Magen- und Darmbeschwerden so wertvoll sein kann und welche weiteren gesundheitlichen Vorteile sie bietet. Abschließend betrachten wir mögliche Gegenanzeigen und Wechselwirkungen mit Medikamenten, damit Sie Kamille sicher und effektiv nutzen können.

1. Wirkstoffe und Eigenschaften der Kamille

Die Heilwirkung der Kamille basiert vor allem auf ihren ätherischen Ölen und Flavonoiden. Zu den Hauptkomponenten des Kamillenöls zählen α-Bisabolol und Chamazulen [1], während Flavonoide wie Apigenin, Quercetin und Luteolin ebenfalls eine wichtige Rolle spielen [1].

Diese Inhaltsstoffe verleihen der Kamille diverse medizinische Effekte: Entzündungshemmung, Krampflösung, milde Beruhigung und Unterstützung der Wundheilung [3]. Außerdem sind antibakterielle, antifungale und antivirale Eigenschaften dokumentiert [3]. Da Apigenin an Benzodiazepin-Rezeptoren im Gehirn binden kann, erklärt sich auch die schlaffördernde Wirkung der Kamille [1].

2. Kamille für Magen- und Darmgesundheit

Kamille gehört zu den bekanntesten natürlichen Mitteln bei Verdauungsbeschwerden. Sei es ein nervöser Magen, Blähungen oder Reizdarm – Kamillentee hat sich über Jahrhunderte in der Hausmedizin bewährt [3].

2.1 Traditionelle Anwendung bei Verdauungsbeschwerden

Aufgrund ihrer krampflösenden (spasmolytischen) Wirkung entspannt Kamille die glatte Darmmuskulatur, lindert Bauchschmerzen sowie Krämpfe und reduziert Blähungen [3][1]. Auch bei Säuglingskoliken kommt sie in niedriger Dosierung zur Beruhigung zum Einsatz. Traditionell wird Kamille außerdem in Kombination mit anderen Heilpflanzen (z.B. in Iberogast) verwendet, um Magenverstimmungen und funktionelle Dyspepsie zu bessern [3].

2.2 Wissenschaftliche Studien: Kamille bei Reizdarm, Blähungen und Krämpfen

Eine iranische Studie mit 45 Teilnehmern untersuchte die Wirkung von Kamillenextrakt bei Reizdarmsyndrom (IBS): Zwei Wochen lang nahmen die Patienten täglich Kamillentropfen ein. Ergebnis: Sowohl Blähungen als auch Bauchschmerzen verbesserten sich deutlich, und Durchfall bzw. Verstopfung gingen zurück [2]. Die Linderung hielt bis zu zwei Wochen nach Absetzen an [2].

Verantwortlich für diese Effekte sind unter anderem die krampflösenden und entzündungshemmenden Eigenschaften der Kamille [3]. Zudem wirkt sie karminativ, erleichtert also den Abgang von Gasen und mindert damit Blähungen. Tierexperimentelle Untersuchungen deuten außerdem auf eine hemmende Wirkung gegen Helicobacter pylori hin [1]. Dieser Keim kann Magenschleimhautentzündungen und Magengeschwüre auslösen. Kamille könnte folglich entzündliche Reizungen des Magens beruhigen und die Schleimhaut schützen.

3. Weitere gesundheitliche Vorteile der Kamille

Über ihre Wirkung auf Magen und Darm hinaus entfaltet Kamille ein ganzes Spektrum an gesundheitsfördernden Eigenschaften:

  • Beruhigung, Stress und Schlaf: Ein Tässchen Kamillentee am Abend kann Angst und Nervosität lindern, zu leichter Entspannung beitragen und den Schlaf verbessern [1][4].
    Hohe Dosen wirken stärker sedierend, niedrige Dosen zeigen eher eine angstlösende Wirkung.

  • Entzündungshemmung und Wundheilung: Kamillenbäder oder Umschläge beschleunigen die Heilung kleiner Wunden, beruhigen Hautreizungen und haben antibakterielle Effekte [3].
    Auch bei entzündeten Schleimhäuten im Mund-Rachen-Bereich kann Kamille lindernd wirken.

  • Immunsystem und Erkältungen: Regelmäßiger Kamillentee steigert vermutlich die antibakterielle Aktivität im Körper [5].
    Traditionell wird Kamille daher bei Erkältungen getrunken oder inhaliert, um die Atemwege zu beruhigen.

  • Menstruationsbeschwerden: Dank ihrer krampflösenden Fähigkeiten kann Kamille Regelschmerzen lindern und den Zyklus entspannen [6].
    Frauen berichten zudem von reduzierter Anspannung und weniger Stimmungsschwankungen.

  • Blutzucker und Cholesterin: Erste Labordaten deuten an, dass Kamille den Blutzuckerspiegel positiv beeinflussen könnte und vor diabetischen Folgeschäden schützt [5].
    Klinische Studien bei Menschen stehen allerdings noch aus.

4. Anwendung und Darreichungsformen

Die gängigste Art, Kamille zu nutzen, ist der Kamillentee. Für einen Aufguss werden 2–3 Teelöffel getrocknete Kamillenblüten mit heißem Wasser übergossen und ca. 10 Minuten ziehen gelassen. Mehrere Tassen täglich – zwischen den Mahlzeiten – können akute Magen-Darm-Beschwerden lindern.

Darüber hinaus gibt es standardisierte Extrakte in Form von Tropfen, Kapseln oder Tinkturen. Solche Präparate bieten den Vorteil einer definierten Wirkstoffmenge (z.B. Apigenin-Gehalt). Zur äußeren Anwendung stehen Cremes, Salben, Spüllösungen oder Sprays zur Verfügung. Inhalationen mit Kamillendampf können Erkältungsbeschwerden mildern und die Atemwege beruhigen [3].

5. Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

Obwohl Kamille als sehr sicher gilt, gibt es Situationen, in denen Vorsicht angebracht ist:

  • Allergie: Wer auf Korbblütler wie Ambrosia oder Chrysanthemen reagiert, könnte auch gegen Kamille allergisch sein [3].
    Symptome sind Hautausschlag, Atemprobleme oder Asthmaanfälle.

  • Schwangerschaft: Hohe Dosen (z.B. hochdosierte Extrakte) werden nicht empfohlen, da Kamille theoretisch wehenfördernd wirken könnte [3].
    Eine gelegentliche Tasse Kamillentee gilt jedoch meist als unbedenklich.

  • Hormonabhängige Erkrankungen: Einige Kamille-Inhaltsstoffe zeigen leichte östrogenartige Effekte. Menschen mit Brust- oder Gebärmutterkrebs sollten ärztlichen Rat einholen [3].

  • Kinder unter 5 Jahren: Nur verdünnten Kamillentee in geringen Mengen geben; Säuglinge sind empfindlicher und könnten auf zu viel Kamille mit Übelkeit reagieren [3].

6. Mögliche Wechselwirkungen mit Medikamenten

Bestimmte Inhaltsstoffe der Kamille können mit Medikamenten interagieren. So kann sie bspw. die Wirkung gerinnungshemmender Mittel (z.B. Warfarin) verstärken und somit das Blutungsrisiko erhöhen [3]. Auch Schlafmittel oder Beruhigungsmittel werden durch Kamille verstärkt, weshalb kombinierter Gebrauch Müdigkeit erhöhen kann.

Ebenfalls im Blick behalten sollte man Blutdrucksenker (möglicher Blutdruckabfall), Antidiabetika (Gefahr der Unterzuckerung) oder hormonelle Medikamente. Da Kamille Leberenzyme beeinflussen könnte, können manche Cholesterinsenker, Antipilzmittel oder Immunsuppressiva in ihrer Wirkung verändert sein [3]. Konsultieren Sie bei Dauermedikation also sicherheitshalber Ihren Arzt.

Fazit

Die Echte Kamille ist ein vielseitiges Heilkraut, das besonders bei Magen- und Darmproblemen punktet. Studien und traditionelle Erfahrungen belegen ihre krampflösende, entzündungshemmende und beruhigende Wirkung, was sie zu einem ausgezeichneten Mittel gegen Reizdarm, Blähungen, Krämpfe und andere Verdauungsbeschwerden macht [2][3]. Aber auch jenseits des Verdauungstrakts zeigt Kamille ihre Qualitäten – bei Stress, leichten Schlafproblemen, Haut- und Schleimhautentzündungen und mehr.

Wer Kamille verantwortungsvoll verwendet, kann von ihrem großen therapeutischen Potenzial profitieren. Dabei helfen die vielfältigen Darreichungsformen – vom Tee über Extrakte bis zu Salben. Zu bedenken sind mögliche Allergien und Wechselwirkungen mit Medikamenten. Insgesamt bleibt Kamille jedoch ein mildes, gut verträgliches und äußerst bewährtes Naturmittel, das jahrhundertealte Tradition und moderne wissenschaftliche Erkenntnisse vereint.


Quellen

  1. Srivastava, J.K. et al. (2010): Chamomile: A herbal medicine of the past with bright future. Molecular Medicine Reports, 3(6), 895-901 (pmc.ncbi.nlm.nih.gov)
  2. Agah, S. et al. (2015): Chamomile efficacy in patients of the irritable bowel syndrome. Der Pharma Chemica, 7(4), 237-241 (derpharmachemica.com)
  3. Mount Sinai Hospital (Chamomile Profile): (mountsinai.org)
  4. Amsterdam, J.D. et al. (2009): A randomized, double-blind, placebo-controlled trial of oral Matricaria recutita extract therapy for generalized anxiety disorder. J Clin Psychopharmacol, 29(4), 378-382 (mountsinai.org)
  5. McKay, D.L. & Blumberg, J.B. (2006): A review of the bioactivity and potential health benefits of chamomile tea (Matricaria recutita L.). Phytother Res, 20(7), 519-530 (pmc.ncbi.nlm.nih.gov)
  6. Sharifi, F. et al. (2019): Efficacy of Chamomile in the Treatment of Premenstrual Syndrome: A Systematic Review. J Pharmacopuncture, 22(3), 158-166 (pmc.ncbi.nlm.nih.gov)
  7. Mount Sinai Hospital (Chamomile – Precautions and Interactions): (mountsinai.org)

Rechtlicher Hinweis:
Diese Informationen dienen ausschließlich der allgemeinen Wissensvermittlung und ersetzen keine ärztliche Diagnose, Beratung oder Behandlung. Bei konkreten gesundheitlichen Beschwerden ist umgehend ärztlicher Rat einzuholen. Aussagen zu möglichen Heil- oder Vorbeugungswirkungen basieren – soweit sie sich auf traditionelle Anwendungen stützen – häufig nicht abschließend auf Bestätigungen durch Institutionen wie die European Food Safety Authority (EFSA). Zudem stellen die Inhalte keine Empfehlung zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung dar. Eine Haftung für Schäden, die sich aus einer unsachgemäßen Anwendung ergeben, wird nicht übernommen.

Kamille – Matricaria chamomilla