Andrographis paniculata (Kalmegh) –
Antivirale, antibakterielle und immunmodulierende Pflanze
bei Infektionen und Borreliose
Kalmegh (wissenschaftlich Andrographis paniculata), auch als „King of Bitters“ bekannt, wird in der Ayurveda und der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) seit Jahrhunderten angewendet. Die Heilpflanze dient traditionell zur Behandlung unterschiedlichster Beschwerden, darunter Fieber, Infektionen oder Leberprobleme [1]. In den vergangenen Jahren hat Kalmegh steigende Aufmerksamkeit für seine antiviralen, antibakteriellen und immunmodulierenden Wirkungen erhalten [1]. Darüber hinaus wird Andrographis paniculata insbesondere in der Naturheilkunde als begleitende Therapie bei Lyme-Borreliose (Borreliose) eingesetzt [2].
Im Folgenden erhalten Sie einen kompakten Überblick zur Anwendung von Kalmegh bei Infektionen, mit speziellem Fokus auf virale und bakterielle Erreger sowie die Rolle als mögliche Stütze im Kampf gegen Borreliose. Traditionelles Wissen und moderne wissenschaftliche Studien bilden dabei die Grundlage.
1. Antivirale Wirkungen
Kalmegh zeigt in Studien eine breite antivirale Aktivität gegen verschiedene Viren. Besonders hervorzuheben ist der Hauptwirkstoff Andrographolid, der laut Forschung sowohl DNA-Viren (z. B. Epstein-Barr, Herpes-simplex) als auch RNA-Viren (z. B. HIV, Influenza, Hepatitis C, Dengue-Fieber, Japanische Enzephalitis) hemmen kann [2].
Die antivirale Wirkung beruht darauf, dass Andrographolid mehrere Phasen der Virusvermehrung stören kann – vom Eindringen in die Wirtszelle bis hin zur Replikation und Proteinsynthese [2][3]. Jüngst wurden A.-paniculata-Extrakte auch im Kontext von COVID-19 untersucht und zeigen in vitro vielversprechende Ergebnisse hinsichtlich der Hemmung von SARS-CoV-2 [6]. In der Praxis kommen Andrographis-Präparate bereits erfolgreich bei Erkältungen und Grippe zum Einsatz: Eine systematische Übersichtsarbeit mit 33 klinischen Studien fand, dass Kalmegh bei akuten Atemwegsinfekten sicher und wirksam ist und Symptome wie Husten oder Schnupfen lindern kann [7].
2. Antibakterielle Wirkungen
Kalmegh besitzt auch antimikrobielle Eigenschaften, die sowohl gegen Gram-positive als auch Gram-negative Bakterien gerichtet sein können [2]. Traditionell wurden Andrographis paniculata-Zubereitungen bei Durchfallerkrankungen und anderen bakteriellen Infekten verabreicht. Moderne Studien bestätigen diese Effekte, zum Beispiel in China bei der Behandlung von Leptospirose, einer bakteriellen Spirochäten-Infektion [2].
Interessanterweise zeigten Untersuchungen, dass die zusätzliche Gabe von Kalmegh zur Standardtherapie in manchen Fällen die Behandlungsergebnisse verbessern kann, etwa bei Tuberkulose [2]. Die Wirkung der Pflanze beruht vor allem auf entzündungshemmenden und immununterstützenden Prozessen, die dem Körper helfen, Infektionen effektiver abzuwehren.
3. Kalmegh und Borreliose
In der Naturheilkunde wird Andrographis paniculata – zum Beispiel im bekannten „Buhner-Protokoll“ – zur Unterstützung bei Lyme-Borreliose empfohlen. Ziel ist es, sowohl das Immunsystem zu stärken als auch mögliche Biofilme aufzubrechen, die die Borrelien schützen [2].
Allerdings liefern Labortests ein gemischtes Bild: Eine in-vitro-Studie zeigte keinen direkten antiborrelialen Effekt auf Borrelia-Bakterien [2]. Es wird vermutet, dass Kalmegh eher indirekt über seine immunmodulatorische und entzündungshemmende Wirkung helfen könnte. Einige Patienten und Therapeuten berichten dennoch über positive Erfahrungen. Da belastbare klinische Studien dazu fehlen, bleibt Kalmegh bei Borreliose derzeit ein ergänzendes Naturheilmittel, das vor allem die Abwehr und Entzündungsregulation unterstützt.
4. Immunmodulierende Wirkungen
Eine herausragende Eigenschaft von Kalmegh ist seine Fähigkeit, das Immunsystem zu modulieren. Laut phytotherapeutischer Literatur kann Andrographis als Immunstimulans wirken, indem es sowohl die angeborene als auch die adaptive Immunabwehr beeinflusst [2].
In einem klinischen Pilotversuch mit gesunden Erwachsenen führte die tägliche Einnahme eines Kalmegh-Extrakts über 30 Tage zu einer Zunahme an T-Lymphozyten (insbesondere CD4⁺-T-Helferzellen) und erhöhten Spiegeln wichtiger Immunbotenstoffe, gleichzeitig sanken bestimmte pro-inflammatorische Zytokine [3]. Kalmegh wirkt somit beidseitig: Es kann das Immunsystem stärken, aber auch übermäßige Entzündungen abpuffern.
5. Wirkmechanismen der Hauptinhaltsstoffe (Andrographolid)
Die pharmakologischen Effekte sind vor allem auf die enthaltenen Diterpenlactone zurückzuführen, allen voran Andrographolid. Dieser Naturstoff hat antiviral, antibakteriell, entzündungshemmend und immunmodulierend gewirkt, außerdem wurden antitumorale, neuroprotektive und leberprotektive Eigenschaften beschrieben [3][4].
NF-κB-Hemmung gilt als einer der am besten belegten Mechanismen: Andrographolid blockiert den Transkriptionsfaktor NF-κB, der bei der Produktion von Entzündungsfaktoren eine Schlüsselrolle spielt [3]. Zudem beeinflusst Andrographolid MAP-Kinase- und JAK/STAT-Signalwege, wodurch es zahlreiche Immunprozesse regulieren kann [3].
6. Weitere gesundheitliche Vorteile
Kalmegh bietet neben seinen Effekten auf Infektionen und das Immunsystem noch eine Reihe weiterer gesundheitlicher Vorzüge:
- Entzündungshemmend und antioxidativ: Die Pflanze kann Entzündungsprozesse deutlich
reduzieren und freie Radikale abfangen.
Andrographis-Extrakte senken in Tierversuchen relevante Entzündungsmarker und schützen das Gewebe vor oxidativem Stress [3][4]. - Leberprotektiv: Studien zeigen, dass Kalmegh die Leber vor Schäden z. B. durch
Toxine (Paracetamol, Alkohol) schützen und die Regeneration der Leberzellen fördern kann
[4].
In Asien gilt Andrographis deshalb traditionell als Tonikum für die Leber. - Verdauungsfördernd und blutzuckersenkend: Die ayurvedische Anwendung von Kalmegh bei Verdauungsstörungen und Diabetes deutet auf mögliche positive Effekte auf Magen-Darm-Funktion und Blutzuckerregulation hin [1].
7. Traditionelle Anwendungen
Kalmegh hat in der traditionellen Heilkunde Asiens einen hohen Stellenwert. In der Ayurveda wird es als „Mahatikta“ (Großes Bitter) verwendet, um „übermäßige Hitze“ aus dem Körper zu leiten und Infektionen zu bekämpfen [1]. Bei Fieber, Verdauungsbeschwerden oder Lebererkrankungen wird Kalmegh als Abkochung oder Pulver verabreicht.
In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) ist Andrographis unter „Chuan Xin Lian“ bekannt. Dort dient es der Ausleitung „toxischer Hitze“, z. B. bei Halsentzündungen, Husten, Hautabszessen oder Durchfall [7]. In Thailand heißt die Pflanze „Fah Talai Jone“ und wurde lange bei Grippewellen und Malaria verabreicht.
8. Moderne wissenschaftliche Erkenntnisse
Die moderne Forschung legt nahe, dass Kalmegh viele traditionelle Anwendungen bestätigt. So belegen klinische Studien, dass Andrographis-Extrakte die Symptome von Erkältungen und Bronchitis mildern können [7]. Auch für die antivirale Wirkung gegen Influenza- und Corona-Viren existieren erste vielversprechende Laborbefunde [6].
Weiterhin richtet sich das Interesse der Wissenschaft auf chronisch-entzündliche Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Arthritis, bei denen Andrographis die Entzündungsaktivität drosseln könnte [3]. Neben dem potentiellen Einsatz im klinischen Umfeld werden zudem neue Darreichungsformen erforscht, um Andrographolid bioverfügbarer zu machen. Somit ist Kalmegh eine Pflanze, die sowohl im traditionellen Bereich als auch in der modernen Arzneimittelforschung eine wichtige Rolle spielt.
Fazit
Kalmegh (Andrographis paniculata) vereint ein breites Spektrum an antiviralen, antibakteriellen und immunmodulierenden Effekten. Die Pflanze greift nicht allein die Erreger an, sondern unterstützt über ihre entzündungshemmende und immunstärkende Wirkung den Organismus bei der Krankheitsbekämpfung. Besonders bei Atemwegsinfektionen haben sich Andrographis-Extrakte in klinischen Studien bewährt.
Selbst wenn einige Bereiche wie die Anwendung bei Borreliose derzeit nur eingeschränkt wissenschaftlich belegt sind, sprechen viele Erfahrungsberichte und die vielseitige Wirkweise für den ergänzenden Einsatz der Pflanze. Zudem zeigt Kalmegh zumeist ein günstiges Sicherheitsprofil: Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Probleme oder allergische Reaktionen treten nur selten auf, sofern man qualitativ hochwertige und standardisierte Extrakte verwendet. Mit seiner langen Tradition und zunehmenden wissenschaftlichen Bestätigung könnte Kalmegh in Zukunft noch breitere Anerkennung als natürliches Naturmittel finden.
Quellen
- Okhuarobo et al., 2014: Harnessing the medicinal properties of Andrographis paniculata ... (pmc.ncbi.nlm.nih.gov)
- Feng et al., 2020: Evaluation of Natural and Botanical Medicines for Activity Against Growing and Non-growing Forms of B. burgdorferi (pmc.ncbi.nlm.nih.gov)
- Putra et al., 2021: Antiviral Activities of Andrographolide and Its Derivatives ... (pmc.ncbi.nlm.nih.gov)
- Nagalekshmi et al., 2011: Hepatoprotective activity of A. paniculata against paracetamol-induced hepatotoxicity ... (pubmed.ncbi.nlm.nih.gov)
- Medd. Studien & Monographien: a) Puri A. et al. – Safety of Andrographis paniculata: A systematic review ... b) TGA Australien, 2022: Andrographis paniculata – Safety advisory, c) Drugs.com Herbal Database (pmc.ncbi.nlm.nih.gov)
- Poonpan W. et al., 2022: A Comprehensive Review of Andrographis paniculata ... COVID-19 Drug Discovery (mdpi.com)
- Fei YT et al., 2017: Andrographis paniculata ... for symptomatic relief of acute respiratory tract infections ... (journals.plos.org)
- Hossain et al., 2014: Andrographis paniculata: A Review of Ethnobotany, Phytochemistry, and Pharmacology (pmc.ncbi.nlm.nih.gov)
Rechtlicher Hinweis:
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