Herzgespann (Leonurus cardiaca) –
Pflanzlicher Begleiter für ein starkes Herz

Herzlich willkommen zu diesem Beitrag über das Herzgespann (Leonurus cardiaca). Bereits der Name signalisiert: Dieses Heilkraut ist eng mit dem Thema Herzgesundheit verbunden. Seit dem Mittelalter kennt man Herzgespann als Mittel gegen nervöse Herzbeschwerden, und moderne Studien beginnen, die vielfältigen Wirkungen dieser Pflanze immer besser zu verstehen [2]. Im Folgenden erhalten Sie einen umfassenden Überblick zu Inhaltsstoffen, medizinischen Anwendungen und aktuellen Forschungsergebnissen rund um Leonurus cardiaca.

1. Botanische Grundlagen

Das Echte Herzgespann gehört zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) und ist eine mehrjährige, krautige Pflanze mit vierkantigem Stängel [2]. Sie erreicht Wuchshöhen von 60 bis 100 cm (unter guten Bedingungen bis zu 1,5 m). Die lang gestielten Blätter sind handförmig gelappt bis grob gezähnt, und während der Blütezeit von Juni bis September finden sich quirlartig angeordnete, rosa bis purpurfarbene Lippenblüten [2]. Das Kraut verströmt einen eher strengen Geruch, was für manche Nutzer gewöhnungsbedürftig ist [2].

Ursprünglich in Eurasien beheimatet, ist Leonurus cardiaca heute nahezu weltweit verbreitet. Sie bevorzugt sonnige Standorte auf nährstoffreichen Böden und findet sich oft an Wegrändern oder Schuttplätzen. Medizinisch genutzt werden hauptsächlich die oberirdischen Pflanzenteile – idealerweise frisch zur Blütezeit geerntet [2].

2. Hauptinhaltsstoffe und biologische Funktionen

Das Herzgespann vereint eine Vielzahl bioaktiver Substanzen, welche in ihrer Gesamtheit die gesundheitlichen Effekte begründen [3]:

  • Diterpenoide: z.B. furanische Diterpene, die teils auf das Herz-Kreislauf-System wirken.

  • Alkaloide: Stachydrin (Pyrrolidin-Alkaloid) und Guanidin-Alkaloide wie Leonurin können kardioprotektive und anti-fibrotische Effekte haben.

  • Iridoidglykoside: z.B. Leonurid, die oft bitter schmecken und beruhigend wirken.

  • Phenolsäuren & Flavonoide: Etwa Rosmarinsäure, Quercetin- und Rutin-Glykoside mit starker antioxidativer Wirkung [3].

  • Triterpene: Besonders Ursolsäure, die entzündungshemmende und herzschützende Effekte zeigt.

  • Gerbstoffe (Tannine) & Ätherische Öle: In geringer Menge vorhanden, tragen zu Geschmack und Wirkprofil bei.

Dieses breite Stoffspektrum bewirkt synergetische Effekte: Alkaloide beeinflussen das Herz und glatte Muskeln, Flavonoide dämpfen oxidativen Stress, und die Bitterstoffe wirken teils beruhigend auf das Nervensystem [3].

3. Wirkung auf die Herzgesundheit

Der Name „Herzgespann“ sagt es bereits: Traditionsgemäß steht Leonurus cardiaca für Herz und Kreislauf im Mittelpunkt. Viele Anwender schätzen die Pflanze bei nervösen Herzbeschwerden, Palpitationen (Herzklopfen) und mildem Bluthochdruck [2].

3.1 Unterstützung bei nervösen Herzbeschwerden

Herzgespann kann unregelmäßige oder zu schnelle Herzschläge beruhigen, ohne das Herz zu stark zu dämpfen [4]. Gerade bei Herzklopfen unter Stress oder Angst empfiehlt die traditionelle Phytotherapie Herzgespanntee oder Tinktur – Studien deuten auf einen beruhigenden Einfluss via GABAA-Rezeptoren und Ionenkanal-Modulation hin [4].

Außerdem fand eine russische Studie (2011) heraus, dass Herzgespann-Extrakt sowohl Herzfrequenz als auch Blutdruck bei Patienten mit nervösem Bluthochdruck senken kann [5]. Die Probanden berichteten über weniger Angstsymptome und verbesserte Schlafqualität.

3.2 Herzrhythmus und Gefäßschutz

In-vitro-Untersuchungen belegen, dass Herzgespann-Extrakte Calcium- und Kaliumkanäle in Herzmuskelzellen hemmen und das Sinusknoten-Signal (Funny Current) modulieren. Dies kann Arrhythmien mildern und eine regulärere Herzschlagfrequenz fördern [4]. Gleichzeitig wirken antioxidative Bestandteile (z.B. Rosmarinsäure) gefäßschützend, indem sie die Arterienwände vor freien Radikalen bewahren [3].

Tierstudien weisen zudem auf mögliche kardioprotektive Effekte hin: Durch Herzgespann-Behandlung wurde das Risiko von Herzmuskel-Schädigungen (z.B. bei Ischämie) gesenkt [4]. Damit bestätigt sich die alte Tradition, Herzgespann als schonendes Herzstärkungsmittel einzusetzen.

4. Weitere medizinische Anwendungen

Neben der Herz-Kreislauf-Wirkung findet Herzgespann in anderen Bereichen der Naturheilkunde Beachtung:

  • Nervenstärkung & Beruhigung: Das Kraut wirkt leicht sedierend, kann innere Unruhe, Angstzustände und Schlafprobleme lindern [4].
    Dazu werden oft Kombinationen mit Weißdorn, Baldrian oder Melisse genutzt.

  • Frauenheilkunde: Als „Motherwort“ (engl. Name) ist Herzgespann traditionell ein Mittel für Menstruations- und Wechseljahresbeschwerden [3].
    Es soll die Regelblutung regulieren und bei Menstruationskrämpfen, Hitzewallungen und Herzklopfen in den Wechseljahren helfen.

  • Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose): Herzgespann reduziert Stresssymptome wie Herzrasen und innere Unruhe; Untersuchungen deuten auf eine leichte hemmende Wirkung auf die Schilddrüsenhormonausschüttung hin [2].

5. Anwendungsformen und Dosierung

Herzgespann ist als Tee, Tinktur oder in Fertigpräparaten (z.B. Kapseln, Tropfen) erhältlich [2]. Übliche Darreichungen:

  • Tee: 1,5–4 g getrocknetes Kraut auf 150 ml heißem Wasser, 5–10 Minuten ziehen lassen. Mehrmals täglich 1 Tasse (max. ~10 g Kraut/Tag) [1].

  • Tinktur: Alkoholauszug 1:5 oder Fluidextrakt 1:1. Typische Dosierung: 3× täglich 20–40 Tropfen oder 1–2 ml [1].

  • Kapseln/Fertigpräparate: Oft in Kombination mit Weißdorn oder Baldrian; Dosierung nach Herstellerangaben.

Der Geschmack von Herzgespanntee ist recht herb, daher mischt man ihn häufig mit Melisse oder Pfefferminze. Eine kurmäßige Anwendung über mehrere Wochen ist sinnvoll, da die Wirkung sanft einsetzt.

6. Sicherheit und Verträglichkeit

Bei sachgemäßer Dosierung gilt Herzgespann als gut verträglich, es sind kaum Nebenwirkungen bekannt [1]. Dennoch gibt es ein paar Punkte zu beachten:

  • Schwangerschaft: Wegen möglicher Stimulation der Gebärmutter sollte Herzgespann nicht während der Schwangerschaft angewandt werden [1].

  • Kindesalter: Für unter 18-Jährige liegen keine ausreichenden Daten vor, daher wird eine Anwendung nicht empfohlen [1].

  • Ernsthafte Herzerkrankungen: Bei dekompensierter Herzinsuffizienz, ausgeprägten Rhythmusstörungen oder Angina pectoris ersetzt Herzgespann keine ärztliche Therapie – Rücksprache mit dem Arzt ist nötig [1].

  • Mögliche Wechselwirkungen: Obwohl bisher keine relevanten Interaktionen bekannt sind, kann es theoretisch zu Additionen kommen (z.B. Beruhigungsmittel, Blutdrucksenker). Im Zweifel bitte ärztlichen Rat einholen.

7. Wissenschaftliche Erkenntnisse

Zahlreiche Studien befassen sich mit den kardiovaskulären, nervösen und frauenheilkundlichen Wirkungen des Herzgespanns:

  • Elektrophysiologische Tests: Belegen eine Hemmung von L-Typ-Calcium- und schnellen Kaliumkanälen am Herzen, was antiarrhythmisch wirken kann [4].

  • Klinische Studie (Russland 2011): Bei Patienten mit nervösem Bluthochdruck sank Blutdruck und Herzfrequenz unter 1200 mg Herzgespann-Extrakt/Tag, zudem reduzierten sich Angstsymptome [5].

  • Frauenheilkunde & Schilddrüse: Befunde zu Zyklusregulierung, Linderung von Klimakteriumsbeschwerden und Unterstützung bei Hyperthyreose [2][3].

Diese Ergebnisse untermauern das breite Wirkspektrum von Leonurus cardiaca, empfehlen aber zugleich weitere placebokontrollierte Untersuchungen, um Dosierung und Langzeitsicherheit noch genauer zu definieren [5].

8. Fazit

Das Herzgespann (Leonurus cardiaca) verbindet auf einzigartige Weise herzstärkende, beruhigende und krampflösende Effekte. Gerade bei nervösen Herzbeschwerden, leichtem Bluthochdruck, Herzneurosen sowie in der Frauenheilkunde (Menstruation, Wechseljahre) kann es einen wertvollen Beitrag leisten [2][3]. Wissenschaftliche Studien unterstützen diese traditionelle Nutzung zunehmend: Antiarrhythmische, gefäßschützende und angstreduzierende Wirkungen wurden experimentell und teils klinisch belegt.

Bei korrekter Dosierung (Tee, Tinktur oder Fertigpräparat) ist Herzgespann gut verträglich. Allerdings sollte es nicht in der Schwangerschaft angewandt werden, und schwere Herzerkrankungen erfordern ärztliche Kontrolle. Wenn Sie nach einer natürlichen Option für Herz und Nerven suchen, bietet Leonurus cardiaca eine sanfte, aber effektive Begleitung – ganz im Sinne einer traditionellen Heilpflanze mit wachsender moderner Evidenz.


Quellen

  1. EMA/HMPC (2010): Community herbal monograph on Leonurus cardiaca L., herba – (fitoterapia.net) – Trad. Anwendungen & Dosierung
  2. Apotheken.de: Heilpflanzenlexikon: „Herzgespann“ (apotheken.de) – Hintergrundinfos, Indikationen
  3. Fierăscu et al. (2019): „Leonurus cardiaca L. ...“ Biomed Res Int (pmc.ncbi.nlm.nih.gov) – Inhaltsstoffe & neuere Studien
  4. Ritter et al. (2010): „Cardiac and electrophysiological effects of Leonurus cardiaca extracts“ Planta Med (pmc.ncbi.nlm.nih.gov) – Mechanismen (Ionenkänen)
  5. Shikov et al. (2011): „Effect of Leonurus cardiaca oil extract in patients with arterial hypertension ...“ Phytother Res (pmc.ncbi.nlm.nih.gov) – Klinische Studie (Bluthochdruck & Stress)

Rechtlicher Hinweis:
Diese Informationen dienen ausschließlich der allgemeinen Wissensvermittlung und ersetzen keine ärztliche Diagnose, Beratung oder Behandlung. Bei konkreten gesundheitlichen Beschwerden ist umgehend ärztlicher Rat einzuholen. Aussagen zu möglichen Heil- oder Vorbeugungswirkungen basieren – soweit sie sich auf traditionelle Anwendungen stützen – häufig nicht abschließend von Institutionen wie die European Food Safety Authority (EFSA). Zudem stellen die Inhalte keine Empfehlung zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung dar. Eine Haftung für Schäden, die sich aus einer unsachgemäßen Anwendung ergeben, wird nicht übernommen.

Herzgespann – Leonurus cardiaca